Rune Factory Frontier

Rune Factory Frontier - Wertungen, Meinungen und Reviews der Spieler

  02.04.2010

Liebevolle Fortsetzung mit kleinen Schwächen

(basierend auf der US-Version)

Wem der Titel Rune Factory nichts sagt, der wird vielleicht eher etwas mit Harvest Moon anfangen können. Was das miteinander zu tun hat? Ganz einfach: Die Macher der Farm-Sim haben einfach ein Action-Adventure mit Dungeons und RPG-Elementen zu Harvest Moon gefügt und herausgekommen ist eben Rune Factory, welches demnach auch oft den passenden Untertitel "A Fantasy Harvest Moon" trägt.

Wie in der Farm-Sim auch bekommt der Spieler also zu Anfang auf dem einen oder anderen "zufälligen" Weg einen heruntergekommenen Bauernhof vermacht und der Spieler muss diesem Hof zu altem Glanz verhelfen. Da heißt es also Unkraut zupfen, Steine klopfen, Holz fällen, Felder bestellen und was man eben alles so auf dem Feld macht.
Durch erfolgreiches kultivieren von Obst und Gemüse erwirtschaftet man sich mehr und mehr Geld, welches entweder in den Ausbau des Hofs, Möbel, neue Werkzeuge, neue Samen für das Feld oder andere Dinge ausgegeben werden kann.

Was allerdings völlig neu ist in der Serie ist: Tiere gibt es nicht einfach so zu kaufen, sondern man muss in der Wildnis Monster zähmen die dann den Zweck von Kühen und anderem Bauernhof-typischen Vieh übernehmen. Einige davon können sogar mit in den Kampf genommen werden wo wir beim zweiten großen Unterschied zu Harvest Moon sind: Dem Action Adventure.

Richtig gelesen, Rune Factory hat immer eine gewisse Story die zusätzlich zum mittlerweile plump wirkenden "mach mal die Farm schön" kommt. Diese wird durch Tempel, Höhlen und andere Lokalitäten vorangetrieben, welche nach und nach in der Welt freigeschaltet werden. In bester ActionAdventure-Art wuselt man hier durch die einzelnen Räume und kämpft gegen Zombies, Killerhäschen und andere fantasievolle Wesen die jeweils durch gewisse Portale in den Leveln schier unendlich neu generiert werden. Vernichtet man eines dieser Portale hat man bis zum erneuten Besuch der Lokalität die Luft vom abscheulichen Gezücht frei und man kann diese Ruhepause nutzen um wertvolle Erze zu sammeln, oder innerhalb der dafür vorgesehenen Plätzchen auch Obst und Gemüse pflanzen welches im Gegensatz zu dem auf dem Feld das ganze Jahr vor Witterung geschützt ist. Hierbei ist jedoch zu beachten dass ein jeder Dungeon ein eigenes Klima hat, also eine andere Jahreszeit symbolisiert. In einer kühleren Höhle können also zum Beispiel nur Frühlingsgewächse ausgesetzt werden, während in einem warmen Gebiet Sommergemüse gut gedeiht.

Was bisher auch etwas weniger in Harvest Moon zu finden war ist die Tatsache durch seine gepflanzten Felder zu laufen. Kaum war etwas gewachsen kam es einer Wand gleich, weshalb man sich die Form der Felder taktisch klug überlegen musste. Bei Rune Factory hingegen kann man munter durch Obst und Gemüse wuseln und so volle 3x3 Felder anlegen die zu jeder Zeit komplett bewässert und geerntet werden können.

Für jedes der besiegten Monster in den Dungeons erhält der Spieler die RPG-typischen Erfahrungspunkte, welche nach einer gewissen Menge in mehr Energie und Ausdauer resultieren. Gerade letztere ist sehr wichtig, denn die täglichen Arbeiten oder der Kampf verbrauchen Ausdauer und je mehr man davon hat desto länger und effizienter kann man sich um sein täglich Brot kümmern oder Waffen benutzen. Ist die Ausdaueranzeige erschöpft kollabiert der muntere Abenteuer-Bauer und findet sich im lokalen Krankenhaus am nächsten Tag wieder. Ein wirkliches Gameover muss man hier also nicht erwarten.

Nun obliegt es jedoch der Wahl des Spielers ob er die Monster einfach nur ausschaltet oder versucht sich mit diesen zu befreunden und damit seinem Leben gewisse Erleichterungen verschafft. Das ganze funktioniert mit einer Bürste, bzw. einem besonderen Handschuh der zum Streicheln der Tierchen benutzt wird. Natürlich ist das nicht sehr realistisch ein wildes Tier mal eben zu streicheln und dadurch schnell in einen treudoofes Mitglied innerhalb der gesitteten Zivilisation zu machen, aber das lassen wir mal im Raum stehen. Wer Monster zähmen will sollte allerdings beachten dass die mehr oder weniger putzigen Viecher nicht einfach still sitzen, sondern munter weiter angreifen während man versucht diese zu streicheln. Energieverlust ist hier inklusive und kann zum frühzeitigen "Tod" führen.

Wer allerdings energisch bleibt und das Risiko eingeht kann mit den sehr fantasievollen Wesen sowohl die Erkundung von einzelnen Leveln erleichtern oder sein Einkommen erhöhen, denn nicht nur als Mitstreiter in der Storyabschnitten sind die Wesen geeignet, sondern auch als Spender von Wolle, Milch, ja sogar als eine Art Sklaven denen man anordnen kann das Feld zu gießen oder die Ernte einzufahren. Dies kann gerade dann nützlich werden wenn man sich mehr auf die sozialen Bande im Spiel einlassen will.

Wie auch in Harvest Moon und den vorigen Rune Factory Teilen kann man nämlich munter am Dorfleben teilhaben, sich durch Kommunikation und Geschenkaustausch mit den Bewohnern Freunde und Feinde schaffen und last but not least die Frau für's leben finden. Gerade letzteres Element war schon immer ein durchaus großer Baustein im Gameplay der Vorgänger, weil Frauen natürlich umgarnt werden möchten. Tägliche Gespräche und Geschenke sind ein Muss um die Liebe zu steigern, denn nur wenn diese hoch genug ist darf man die auserwählte Dame zum Altar und später in's eheliche Bett führen - Kinder zeugen inklusive (was natürlich kindgerecht präsentiert wird).

Das Ausbauen des eigenen Häuschens wurde ebenfalls etwas erweitert und ist durchaus ein wichtiges Aspekt im Zusammenleben mit den Dörflern. Neben einer Küche kann man sich nun also auch eine Schmiede oder ein Labor einrichten in denen Waffen, Zauber, Heiltränke und anderes erstellt werden, was via kleinem Minigame ausgeführt wird (zum richtigen Zeitpunkt einen Cursor auf einer Leiste anhalten). Diese Dinge kann man wiederum verkaufen, darüber mit den Mitmenschen philosophieren oder sie für die eigenen Zwecke gebrauchen. Auch ein nettes Detail: Der Spieler kann sich jeweils für drei verschiedene Looks der Anbauten für sein Haus entscheiden.

Als Gameplay-Erweiterung hat man "Frontier" auch noch die Runeys eingefügt, vier Klassen von Elemt-Geistern die das Land im Gleichgewicht halten. Anfangs sind diese Geister alles andere als im Gleichgewicht und so muss der Spieler im Verlauf der Geschichte auch versuchen durch gewisse Dinge die Waage zwischen Wasser, Luft, Erde und Co zu finden, was das Land fruchtbarer macht. Oft wirkt dieses Element aber etwas unnötig und so als wolle man damit nur das Spiel in die Länge ziehen. Der gute Ansatz kann aber nicht ganz abgestritten werden.

Grafisch bewegt sich der Titel nicht gerade auf dem technischen Niveau dessen was die Wii leisten kann, aber... Es gibt sehr viele liebevolle Details, alles ist unglaublich stimmungsvoll und überall wird man fast von Fantasie nur so erschlagen. Hier wurde wirklich eine unglaublich schöne, wenn auch kleine, Welt erschaffen an der so ziemlich jedes Eck dazu einlädt einfach stehen zu bleiben und die wunderschöne Gegend zu bewundern. Technischer Standard hin oder her, so wunderschöne Spiele wie Rune Factory sieht man nicht so oft...

Hinzu kommen durchaus nette kleine Anime-Sequenzen die immer mal wieder auftauchen. Nichts was man nicht schon mit gleicher Qualität im TV gesehen hat aber durchaus ganz akzeptabel. Vorallem die Komprimierung der Filme ist gut, man sieht also keine bis kaum gröbere Pixel.

Die Musik wirkt immer passend (mal ausgenommen vom Intro-Song, der schon sehr... "absurd" Hip-Hop-Jazz-like wirkt), kann außerhalb der Dungeons aber schnell etwas zu monoton werden, denn jede Jahreszeit hat ihr eigenes Thema welches fast überall in der Außenwelt zu hören ist. Sie klingt auch ein bischen zu ruhig für den geneigten Action-Fetischisten, doch diese Personen werden sich ohnehin weniger mit Rune Factory befassen. Die Sounds könnten etwas mehr Abwechslung haben, denn gerade das "YAH" oder "HAH" wenn Schwert oder Axt geschwungen werden wiederholt sich etwas arg oft und ist unnötig laut. Dafür ist die englische Sprachausgabe, auch wenn gewollt japanophil-künslich-quitschig, durchaus gut. Sei es nun das nervige Mädel, die aufbrausende, wilde Frau oder der stereotypische Depri-Grufi - alle Stimmen passen und hauchen den Figuren noch mehr Details ein.

Fragwürdig oder gar negativ wird das Spiel nur an manchen Stellen. Da hätten wir zum Beispiel die Ladezeiten, die bei fast jedem neuen Bildschirm auftreten. Die Zwangspause ist durchaus verkraftbar, aber das ohnehin schon ruhige Gameplay wird dadurch nochmals etwas ruhiger. Zu Beginn nimmt man diese Ladezeiten aber viel deutlicher wahr und man gewöhnt sich daran, man hätte diese aber durch etwas mehr Entwicklung vielleicht ganz rausnehmen können?

Dann ist natürlich das große Fragezeichen was alles mit den Figuren passiert ist. Rune Factory Frontier scheint ja von den Figuren und auch von mehr als nur einem Text eine direkte Nachfolge vom ersten DS-Ableger zu sein. Hat man dort schon geheiratet sieht es plötzlich so aus als würde man seine Frau und Kinder einfach sitzen lassen und in ein neues Dorf ziehen. Auch komisch dass zum Teil die exakt gleichen Damen wieder angeworben werden können, den Helden aus dem alten Dorf kennen aber eben keine der Liebschaften die man dort vielleicht hatte. Eine DS-Verbindung die sich dann am DS-Spielstand orientiert hätte sich hier als sehr wünschenswert erwiesen, oder zumindest neue Figuren.

Wirklich seltsam könnten jedoch gewisse andere Dinge auf Spieler wirken, denn das Spiel scheint an mehr als an nur einer Stelle ein bischen in die "naughty Zone" abzustumpfen. Fangen wir mal damit an dass der Held und die möglichen Bräute verdammt jung aussehen. Natürlich werden die Eltern in der heutigen Zeit immer jünger, weil die Kinder ja nicht zu stoppen sind, aber hier wirkt es manchmal wirklich so als würden zwei Zwölfjährige zusammen Dinge machen, die man in dem Alter vielleicht nicht machen sollte. Auch etwas komisch könnten Szenen im öffentlichen Bad wirken, in denen der Held alleine im Männerbad sitzt und die Frauen gegenüber belauscht, dann plötzlich stöhnt und wegtretet. Vorallem bei Szenen in denen nebenan Mutter und Tochter sitzen, sich gegenseitig Waschen und philosophieren wer die weichere Haut hat könne man meinen dass da zumindest in den japanischen Texten etwas mehr Schweinkram vorkommt. Und was ist mit den männlichen Händlern die man geradezu als Schönlinge betiteln muss und in deren Bett man sich "mehr oder weniger" legen kann um zu Nächtigen. Rote Bäckchen beim Helden sind dabei natürlich inklusive... sogar in Gesprächen mit den Männern. Sehr, sehr japanophil... Gelegentlich musste ich zumindest schmunzeln, aber ich höre schon jetzt die "Ist das schwul" Beiträge dazu. Übrigens ist das Geschlecht des Helden nicht wechselbar, daher müssen weibliche Spieler auch mit einem jungen Spielen. Harvest Moon hatte das ja recht schnell geändert, Rune Factory hängt hier noch nach.

Abgesehen davon macht das Spiel aber, trotz der Ruhe die es ausstrahlt, sehr viel Spaß, denn genau der Zusatz von ActionAdventure bringt genug neue Würze in die Harvest Moon-Formel die sie nach so vielen Aufgüssen braucht. Um es nach so viel (mehr oder minder gutem) Text kurz zu fassen: Das Spiel ist durchweg Spielenswert und sollte jedem Harvest Moon vorgezogen werden. Auch wenn es durchaus seine Längen hat und eher ruhig daherkommt kann man dem Titel nur Spaß attestieren und eine durchaus gute Präsentation die in vielen Spielen schmerzlich vermisst wird. Wer sich vor sehr japanischen Elementen und Spielen ala AnimalCrossing zurückschreckt darf hier schon fast bedenkenlos zugreifen.

Seite 3 von 3




Details zum Spiel

Hersteller:
Koch Media Deutschland GmbH
Entwickler:
Neverland
Genre:
Rollenspiele
Release:
2.4.2010
Plattformen:
Wii
Spieler:
1
Multiplayer:
Nein
USK:
Keine Angabe

Weitere hilfreiche Artikel