Final Fantasy Crystal Chronicles - The Crystal Bearers

Final Fantasy Crystal Chronicles - The Crystal Bearers - Wertungen, Meinungen und Reviews der Spieler

  05.02.2010

Final Fantasy Sports Resort

(basierend auf der US-Version)

Final Fantasy beehrt Nintendo mal wieder... oder sollte man lieber sagen "sucht Nintendo erneut heim"? Der neueste Ableger der FF-Serie ist, wie so oft, wieder ein Teil der "Crystal Chronicles", die damals auf dem GameCube in's Leben gerufen wurde. Viel hat sich getan - nicht nur bei der Geschichte, aber alles der Reihe nach.

Zuerst einmal zur Geschichte, die ich nur grob anschneiden will. Nach einem großen Krieg zwischen der vier serientypischen Stämme - Clavat, Selkie, Liltie und Yuke - wurde der Stamm der Yuke regelrecht vernichtet und die Lilties sind mehr oder minder zur Weltmacht aufgestiegen. Ferner sind Kristalle nun nur noch Energielieferant für die ganze Technik die in die Welt Einzug gehalten hat und Magie ist zum Teufelswerk verdammt oder ganz ausgestorben. Die wenigen die noch Magie benutzen können tragen irgendwo am Körper ein Kristallstück, werden daher "Crystal Bearer" genannt und haben dementsprechend keinen sonderlich guten Ruf.
In dieser Welt übernimmt man die Rolle des, wie könnte es anders sein, blonden Teenie mit dem Namen Layle, welcher zusammen mit seinem Selkie-Freund Keiss gerade seinem Job nachgeht. Der aktuelle Auftrag beider ist die Bewachung der Alexis, einem fliegenden Luxusliner, welcher jedoch urplötzlich von einem Yuke-Mitglied angegriffen wird.
Zwar mag die Geschichte nicht so sonderlich weltbewegend sein, aber irgendwie ist die Entwicklung der vier Stämme schon ein guter Ansatz. Warum die Story dennoch etwas dröge wirkt soll der nächste Punkt auch schon erörtern, denn das Gameplay zieht einen ordentlichen Strich durch fast alles.

Anders als die bisherigen Ableger der Serie handelt es sich bei dem Titel hier ausschließlich um einen Singleplayer-Spiel. Ein zweiter Spieler kann zwar einsteigen, ist aber nur auf die Interaktion mit seinem eigenen Cursor/Pointer limitiert. Das ist erstmal noch kein Beinbruch, aber... Mehr als nur von Punkt A zu Punkt B laufen und zwischen einzelnen Storyhappen Minispiele lösen ist hier kaum geboten. Gleich zu Beginn startet man zum Beispiel mit einer Shooter-Einlage, begegnet dann gewissen Fetch-Quests wie "Sammel so viele Weintrauben wie möglich" bis hin zu Spielen in denen minderjährige Damen in Bikinis auf einer Plattform stehen und durch gezielten Po-Rempler die jeweils andere Dame von selbiger Plattform zu schubsen. Wie sagt man im Netz so schön? What the F...?

Während man durch die Landschaft, auf der Suche nach dem nächsten Minispiel schlendert, trifft man aber hin und wieder auch Gegner, was jedoch auch etwas unausgewogen und sehr eigen wirkt. Generell kommen hier Layles Fähigkeiten und die Stärken der Wii, nämlich die Bewegungssteuerung zum Einsatz, wobei die Wii-Steueurng schon sehr limitiert ist. Durch anvisieren mit dem Pointer auf ein Objekt oder einen Gegner und Drücken einer Taste lädt sich eine Leiste auf die, wenn gefüllt, dazu führt dass das anvisierte Objekt gehoben oder geschleudert werden kann. So und nicht anders werden Feinde dann auch bekämpft. Entweder man wirft etwas auf die Fieslinge, schleudert selbige gegen etwas oder nutzt in seltenen Fällen deren Eigenschaften zu seinen Gunsten. Gerade hier liegt viel Potenzial, welches aber verschenkt wurde, denn es kommt wirklich nur selten vor. Nimmt man einen Blitzgegner auf kann man Blitze schießen, nimmt man eine Kuh auf kann man mit
Milch direkt aus dem Euter feuern (!), etc. Meistens ist dies aber nicht anzutreffen und wenn, dann kann man diese Fähigkeit nur vier bis fünfmal nutzen. Dann heißt es schlicht den Gegner fallen lassen, erneut aufheben und nochmal vier/fünfmal die Eigenart zu verwenden.

Auch etwas komisch die zeitliche Limitierung in Kämpfen. Jedes Areal wird für ca 5 Minuten von Monstern heimgesucht. Werden nicht alle in dieser Spanne besiegt verschwinden diese und es herrscht Friede, Freude, Eierkuchen. Nach weiteren ca. 5 Minuten in dieser Variante des aktuellen Areals ertönt ein Gong, ein Miasmaportal öffnet sich und die Gegner tauchen erneut auf... Und so geht es immer weiter.
Wer erfolgreich in dem Zeitlimit, welches übrigens NICHT angezeigt wird, alle Gegner besiegt hat die Möglichkeit das Miasmaportal, sofern es noch im Zeitlimit gefunden und erreicht wird, zu schließen. Dies führt dazu dass beim ersten Mal dieses Vorgangs ein Item herausfällt, welches die Lebensanzeige erhöht. Das Portal bleibt dann aber nicht geschlossen sondern taucht wieder und wieder auf. Ein erneutes Schließen bringt nur Gegenstände oder schlicht nichts.

Auch sehr limitiert ist der Aufbau des Charakters. Erfahrungspunkte gibt es nicht, auch keine Waffen oder Rüstungen. Es können lediglich Gegenstände erstellt werden die mehr Angriff, Reichweite der Fähigkeiten usw. herbeiführen. Ansonsten kann man seine gefundenen Gegenstände auch opfern und sich Embleme für seine Jacke machen, die - soweit ich das beurteilen mag - nicht wirklich Sinn haben.

Habe ich noch etwas zu nörgeln? JA! Es gibt keine Karte die anzeigt wohin man geht, was in mindestens zwei Abschnitten verwirrend wirken kann. So arg schlimm ist dies jedoch nicht, denn alles ist gut beschildert und man bekommt genügend Infos wie man zu gehen hat. Was jedoch deutlich nerviger ist: Die Bewegungssteuerung, welche nicht immer zu reagieren scheint und die mehr als grottige Kamera. Ich verstehe nicht wieso eine Bewegungssteuerung überwiegend nur durch dummes Herumfuchteln implementiert wird. Hallo? Wenn es relativ egal ist in welche Richtung ich fuchtel, oder das Teil bockig reagiert, dann kann ich auch mit Knöpfen spielen. Beispiel "Ausweichen". Nein ich schwinge die Wiimote nicht nach Links, wenn ich dahin ausweichen will, ich drücke den Analogstick nach Links und wedel mit der Wiimote in eine beliebige Richtung. WOW! Da hat sich das jahrelange Warten gelohnt!
Zur Kamera: "Crystal Bearers" hat die obligatorische "PC-Kamera" (wie ich es nenne) spendiert bekommen, soll heißen: Ist diese einmal ausgerichtet bleibt sie in dieser Position und muss für jede Kurve, für jedes Umschauen, etc. neu ausgerichtet werden. Gerade in Kämpfen sehr ätzend, denn man muss die Finger etwas verrenken und auf der Wiimote via Steuerkreuz immer wieder justieren. Wieso kann sich die Kamera nicht bewegen wenn nicht mit dem Pointer an eine der Kanten vom Bildschirm komme? Wirklich übel! Das macht mehrere Stellen unnötig schwer. Bitte, es ist etwas anderes wenn ich eine Hand an der Tastatur habe und mit der anderen Hand via Maus die Kamera bewege, aber beides mit einer Hand? Setzen, SECHS!

Nicht ganz verständlich ist auch der Aufbau der einzelnen Level... sofern man diese so nennen will. Man muss in einen Tempel gehen, hüpft durch einige Passagen die mehr als linear sind und bekommt dann einen Film, der den Endgegnerkampf zeigt. Ja, richtig gelesen, Endgegner oder große FInal-Kämpfe in den drei Tempeln und den Missionen außerhalb gibt es irgendwie nicht - alles läuft überwiegend in Filmform ab. Hmmm... Seltsam, oder habe ich etwas verpasst? Es gibt gerade einmal zwei Szenen und dann den letzten Boss die ich gerade noch so als "Endgegner" betiteln könnte, sonst tut sich nichts in den Leveln. Nur herumlaufen und immer die gleichen Sprungpassagen überwinden.

Auch etwas unverständlich ist der permanent eingeblendete "NEWS-Ticker" der Infos zu Aktionen, Monstern, Kämpfen und der Umgebung zeigt. Ja, informativ ist es irgendwo zu erfahren wo ich gerade bin und was in der aktuellen Gegend so abläuft, wie sie sich entwickelt hat oder was das für ein Gegner ist, aber entweder lese ich diese langen Texte, die im Schneckentempo durchscrollen, oder ich schaue auf den Weg und vorallem was ich beim Kampf so mache. Etwas unnötig in meinen Augen.

Das Spiel hat aber ohne Frage auch seine Momente. Gleich zu Beginn darf man besagten Luxusliner in einer Lightversion einer "Schiff-Sim" aus Sicht des Führerhäuschens steuern - leider ohne Bewegungssteuerung. Wer die Augen offenhält findet massig versteckte Lokalitäten und witzige Interaktionen mit Figuren. Wenn ein Mädel zum Beispiel einen Berg runterrollt und man schnell mit seiner Kraft die holde Maid schnappt und zurückhieft, bekommt man eine Belohnung. Auch kann man zu jeder Zeit die Zeitung von Passanten "klauen" oder wirklich schöne Fahrten mit fliegenden Trams erleben. Schade nur dass die gigantische Stadt, die dabei durchflogen wird, nicht komplett zu Fuß zu erkunden ist. All diese Dinge sind sehr liebevoll gemacht, aber alleine davon kann der Titel eben nicht leben. Es ist auch wunderschön die durchaus große Welt zu durchqueren und den Übergang der vielen einzelnen Regionen zu erleben, aber es fühlt sich so an als würde dies nur
gemacht um das Spiel unnötig in die Länge zu ziehen und zu vertuschen dass das ganze Machwerk eher eine Minispielsammlung zu sein scheint. Zudem fällt an manchen Stellen, wie die der fliegenden "Trams", auf dass das Spiel nicht ganz so offen ist wie man erst meint. Es gibt also sehr strikte Grenzen was man betreten darf und was nicht. oft wird eine neue Region auch nur durch einen anderen Weg durch eine schon bekannte Szenerie vorgegaukelt.

Grafisch kann man nicht meckern, denn squaretypisch gibt es ziemlich aufpoliertes Material zu sehen. Einige Ruckler und Slowdowns sind allerdings zu erwähnen. Der Sound präsentiert sich auch recht hochwertig, wobei dieser durchaus... speziell ist. Musikalisch bekommt man zum Beispiel einen Mix aus Western-Porno-Lounge-Celtic geliefert, den Hidenori Iwasaki verbrochen hat. Hidenori Iwasaki hat auch schon für den ersten Teil der Kristall-Saga die Musik erstellt, kein Wunder also dass das Flair durchaus eingefangen wird, aber gerade dieser Western-Pop-Rock bei Kämpfen wirkt schon arg befremdlich. Die Geräusche sind zum Teil aus früheren Ablegern übernommen und funktionieren noch immer gut, die Sprachausgabe hingegen...?
Sagen wir so: Die Sprachausgabe ist durchaus okay, jedoch leidet sie an einem Problem welches viele Synchros manchmal haben. Erwachsene Menschen wollen durch verstellte Stimmen wie Kinder oder Jugendliche klingen und es wird auch bei älteren Charakteren nicht besser, vorallem wenn diese Kampfkolosse sind und man seine Stimme so tief wie möglich verstellt. Man kann einfach mehrere Figuren NICHT ernst nehmen, ganz zu schweigen von dem obligatorischen "Girly-Girl" gehabe einiger Personen, was in manchen Szenen wohl für das Mikro zu schrill war. Anders kann man sich einige blechern wirkende Sprachausgaben nicht erklären.

Was kann man abschließend zu dem Titel sagen? Hmmm... ich müsste lügen wenn ich sage es macht keinen Spaß, denn ich ertappe mich immer wieder dabei vom Pfad der Story abzukommen und einfach nur die Welt zu erkunden, Fische zu fangen oder Gärten zu dekorieren, aber reicht das aus? Irgendwie nicht. Nach ca sieben Stunden Spielzeit kommt zwar auch ein netter Twist in der Geschichte, welcher diese durchaus wieder interessanter macht, aber die Hatz von Minispiel zu Minispiel, welche zum Großteil gemacht werden müssen, verpasst immer mal wieder einen Dämpfer, sofern man ohnehin wegen der Kamera und etwas bockigen Bewegungssteuerung nicht schon ordentlich in die Fresse geschlagen wird. Ich würde sagen: Nett gemeint, aber der letzte Feinschliff fehlt merkbar und irgendwie scheint es doch eher nur ein Abklatsch von Wii Sports Resort zu sein, mit einer größeren Insel auf der man auch etwas Geschichte serviert bekommt - die viel zu spät in Fahrt kommt
und dann, trotz weniger "Hey wir sind mal sooooo cool"-Einlagen (wie in den neuen FFs eben) - wirklich genial ist. Mehrspieler bei den vielen Minispielen ist hier jedoch im Vergleich mit "Sports Resort" zu streichen, denn das ist wohl nicht geplant gewesen, wo es sich doch angeboten hätte. Wollte man hiermit doch noch irgendwie die Minispielsammlung umgehen? Man weiß es nicht. So ist "Crystal Bearers" auf alle Fälle nichts Ganzes und nichts Halbes. Ein Antesten ist wohl das Beste was man mit 100%iger Sicherheit empfehlen kann.

Übrigens ein kleiner, nachtragender End-Spoiler zur Geschichte: Der Titel hat kein obligatorisches FF-Happy-End bei dem der Held das nervige Mädel bekommt oder sich alle glücklich in die Arme fallen. Sehr, sehr gut!

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Details zum Spiel

Hersteller:
Square Enix
Entwickler:
Game Designer's Studio
Genre:
Action-Rollenspiel
Release:
5.2.2010
Plattformen:
Wii
Spieler:
1 bis 2
Multiplayer:
Ja
USK:
Keine Angabe

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