10.12.2006
Atem des Feuers
Ein meiner Ansicht nach bemerkenswertes Rollenspiel für den Gameboy Advance aus dem Jahre 2002 stellt „Breath of Fire“ dar. Es gibt mehrere Gründe, wieso ich dieses RPG jedem Anhänger dieses Genres und Besitzer des 32-Bit-Handhelds von Nintendo ans Herz legen kann, zumal es sich um ein Modul handelt, welches mit einer deutschen Übersetzung daherkommt, welche dann auch noch ausgezeichnet gelungen ist. Selten genug erreichen solche Fernost-RPGs unsere Breitengrade, allein von daher hat dieses Game eine Beachtung verdient, schätze ich. Kenner des Genres werden sicherlich aufhorchen, wenn sie den Titel dieses Videospiels hören, denn schon auf dem Supernintendo könnte „Breath oft Fire“ über alle Maßen überzeugen. Meines Erachtens gab es jenes Abenteuer jedoch nur als japanische und amerikanische Fassung, umso mehr ist nun diese deutsche Pal-Version zu begrüßen. Demzufolge macht es auch Sinn, dass es sich vom Inhaltlichen her zwar quasi nur um eine 1:1-Umsetzung vom SNES auf den GBA handelt, nun aber auch als eingedeutschtes Update erhältlich ist. Schließlich kommen auf Wunsch auch die Genre-Unkundigen einmal in den Genuss, einen Vertreter aus dem in Europa immer noch stark vernachlässigten RPG-Genre kennen zu lernen.
Wie so oft war früher alles besser, so auch zunächst bei der Geschichte von „Breath of Fire“ für den Gameboy Advance. Es herrschte überall Frieden und die unterschiedlichen Drachenarten führten ein harmonisches Miteinander, bis eines Tages urplötzlich alles anders wurde: eine Göttin besuchte das Land der Drachen und bot diesen an, zahlreiche Wünsche zu erfüllen und weckte dadurch Bedürfnisse, die lieber nicht hätten geweckt werden sollen. Es kam praktisch so, wie es eigentlich kommen musste, die einzelnen Drachenstämme wurde immer mächtiger und auch gieriger, schließlich brach ein heftiger Krieg aus. In erster Linie ging es den Drachenstämmen darum, jene Göttin allein für sich haben zu können, um somit die totale Kontrolle über die Drachenwelt gewinnen zu können. Kurz bevor alles komplett zerstört war, schafften es der Rat der Weisen, jene Göttin – die soviel Unglück mit ihrer unmoralischen Offerte über den Kontinent gebracht hatte – zu versiegeln, so dass die Apokalypse doch noch ausblieb. Versiegelt wurde sie unter Zuhilfenahme von sechs Schlüsseln, so dass zunächst (endlich) wieder Frieden einkehren konnte. Die Jahre vergingen und vergingen und vergingen.
Ihr ahnt es sicher schon, auch diese Epoche der Ruhe, des Friedens, der Harmonie und Besinnlichkeit währte nicht ewig. Unsere eigentliche Story beginnt, als die Dunkeldrachen die heimischen Gefilde der Lichtdrachen urplötzlich überfallen und dort für ein tödliches Flammenmeer sorgen. Wir erwachen als junger Knabe namens Ryu, als das Geschrei um uns herum immer lauter wird. Unsere Schwester erweist sich dabei als besonders heldenhaft, denn diese verwandelt die Bevölkerung in Windeseile zu Stein, bevor diese in Flammen aufgehen können. Dies ist zwar auch nicht besonders angenehm, doch in der Hoffnung, jene versteinerten Leute eines Tages wieder befreien zu können, scheint dies die einzige Lösung zu sein. Als wir mit unserem Held vollständig erwacht sind, ist der ganze „Trubel“ offensichtlich vorbei: es bietet sich uns ein Bild des Grauens bzw. der totalen Zerstörung. Zu allem Unglück ist auch noch unsere heldenhafte Schwester spurlos verschwunden, selbstverständlich müssen wir der Sache schnurstracks auf den Grund gehen, versteht sich.
Das Gameplay an sich läuft fortan in typischer Rollenspielmanier, soll heißen, dass wir in der Folgezeit unendlich viele Zufallskämpfe bestreiten, Erfahrungspunkte sammeln, zahlreiche Level aufsteigen, unsere Grundfähigkeiten perfektionieren und neue hinzuerlernen und diese in steter Regelmäßigkeit zur Anwendung kommen lassen. Zahlreiche Gespräche mit der jeweiligen Bevölkerung – wir kommen schließlich auf unserer abenteuerlichen Reise ziemlich weit rum – lockern den Spielverlauf auf. Natürlich verdienen wir uns durch das erfolgreiche Bestreiten der nahezu pausenlos stattfinden Kämpfe ordentlich Zaster, den wir schnellstmöglich in Waffen, Rüstungsgegenstände und nützliche Items eintauschen. Im Laufe der Zeit treffen wir aber natürlich nicht nur auf uns feindlich gesinnte Subjekte (u.a. die niedliche Blondine namens Nina und Waldläufer Bow), sondern auch auf den ein oder anderen Kameraden, welcher sich uns anschließt und eine wertvolle Unterstützung darstellt. Die einzelnen Charaktere haben dabei individuelle Stärken und Schwächen, wobei immer nur drei Spielfiguren gleichzeitig in einem rundenbasierten Kampf zum Einsatz kommen können. Spezialfähigkeiten gibt es natürlich auch, insbesondere Ryu kann sich in unterschiedliche Drachenformen verwandeln, seine Gene scheinen eine Mischung aus Mensch und Drache zu sein. Damit es nicht zu langweilig bzw. auf Dauer zu monoton wird, gibt es im Laufe der Zeit einige Rätsel zu lösen, in der Regel müssen dabei die speziellen Talente der einzelnen Figuren beachtet werden. Kleine Minispiele lassen Euch ab und zu sogar etwas länger als nur ein paar Minuten an einem Ort verweilen, speziell das Angeln dürfte hier aller Voraussicht nach nicht wenig Zeit in Anspruch nehmen.
Als sinnvolles Feature – speziell bei einem Handheld für unterwegs wie eben den GBA – stellt die Schnellspeicherfunktion dar, so dass Ihr praktisch überall abspeichern dürft. Beachten müsst Ihr dabei allerdings auch, dass beim Laden jener Datei diese wieder sofort verschwindet, was aber im Grunde ja auch völlig richtig ist. „Offizielle“ Speicherpunkte gibt es natürlich auch und zwar darf dies in Drachentempeln praktiziert werden, keine Sorge. Erwähnenswert ist noch, dass ein Zweispielermodus unterstützt wird, allerdings nur in der Form, dass Items untereinander ausgetauscht werden können, vorausgesetzt natürlich, dass Ihr über zwei Gameboys und ein entsprechendes Verbindungskabel verfügt, versteht sich. Die Steuerung an sich ist sehr gut ausgefallen, die einzelnen Menüs sehr sinnvoll angelegt, schon nach sehr kurzer Zeit habt Ihr den totalen Überblick über die zahlreichen unterschiedlichen Kommandos, welche Ihr ausführen könnt, sowohl im Kampf als auch in den „ruhigen“ Passagen. Die (wenn auch für heute unspektakuläre) isometrische 2D-Perspektive von schräg oben sorgt dafür, dass wir nie mit Übersichtsproblemen zu kämpfen haben, groß zu bemängeln gibt es im Hinblick auf die Spieltechnik eigentlich nichts.
Da es sich um eine (bloße) 1:1-Umsetzung eines alten Supernintendo-Klassikers auf den GBA handelt, darf natürlich nicht allzu viel von der Präsentation erwartet werden. Natürlich ist diese nicht mehr ganz zeitgemäß, nichtsdestotrotz weiß das knallig bunte Design sowohl der Landschaften als auch der Figuren zu gefallen, zudem die ein oder andere Animation eines Charakters und auch die kleinen aber feinen Spezialeffekte beim Auslösen der Zaubersprüche zu gefallen wissen. Die Hintergründe sind allerdings mit sehr wenig Details ausgestattet, nicht selten sind diese nur ein- oder zweifarbig. Die Figuren an sich hätten für meinen Geschmack ruhig noch einen Tick größer ausfallen können, aber erstens war dies damals (zu SNES-Zeiten) nicht anders möglich und zweitens fällt diese Tatsache nicht besonders schwer ins Gewicht, fand ich jedenfalls. Die Soundkulisse geht ebenfalls völlig in Ordnung, wenn sie auch nicht derart überragend ist, dass sie uns magisch in den Bann ziehen würde. Stimmungsvolle Melodien und zwar abwechslungsarme aber gut in Szene gesetzte Soundeffekte sorgen für eine angenehme Spielatmosphäre. Überhaupt ist die dichte der Spielatmosphäre – verursacht durch die gute Story und die sympathischen Hauptcharaktere – ein großes Plus dieses Games, nicht zuletzt ist der angenehm große Spielumfang zu erwähnen: 30 bis 40 Stunden müsst Ihr mindestens investieren, um dieses Modul durchzocken zu können. Etwas nervig wurden mir mit zunehmender Spieldauer die zu zahlreichen Zufallskämpfe, regelmäßig kommen wir nur wenige Schritte weit, bis es wieder los geht. Da wir im Laufe der Zeit dann doch für einen Großteil der Gegner einen Tick zu stark sein dürfte, können sich leichte spielerische Längen schon einschleichen, dies will ich nicht unter den Teppich kehren. Meine Spielspaßwertung für dieses gute Rollenspiel fällt trotzdem mit 81% beachtlich gut aus.
PLUS ---> Sympathische Charaktere, gut präsentierte Story, motivierendes Aufleveln durch Erfahrungspunkte, schön bunt, gute Animationen im Kampf, angenehme Spielatmosphäre vor netter Fantasy-Kulisse, großer Spielumfang, exzellente deutsche Übersetzung
MINUS ---> Angestaubt wirkende 2D-Iso-Perspektive, sehr einfache Hintergründe, zu viele Zufallskämpfe zehren auf Dauer am Nervenkostüm, dadurch resultierende spielerische Längen
09.08.2002
nur für RPG-Fans
ich würde sagen, das Spiel ist nicht wirklich schlecht, aber auch nicht unbedingt der Hammer... wie schon oft gesagt, ist auch dieser GBA-Titel ein Remake aus vergangen Nintendo-Tagen, und deswegen von Grafik und Sound nicht unbedingt überwältigend. auch die Story ist deswegen ein wenig kurz gekommen im Grunde läuft man im ganzen Spiel dem Geschehen blind hinterher. aber ein gutes RPG ist Breath of Fire trotzdem... schon allein deswegen, da die Charaktere im Spiel alle unterschiedliche Fähigkeiten haben (der eine kann Felswände zertrümmern, der andere Schlösser knacken, usw.) und man nur im Team das Spiel durchspielen kann. auch die klassische Rollenverteilung Angreifer, Verteidiger, Magier, etc. ist in diesem Spiel erhalten geblieben... während des Kampfes kann man seine Charaktere auch austauschen, wobei das nur mit einem Spieler pro Runde gemacht werden kann.
Breath of Fire würde ich eingefleischten Fans der Serie, bzw. Rollenspielern sehr ans Herz legen. Anfänger in dem Genre sollten dann doch eher auf den Konkurrenten Golden Sun ausweichen...